Chemisches Recycling auf dem Prüfstand

17. Dez 20

Dieser Frage ist die europäische Umweltberatung Eunomia in ihrem aktuellen Bericht „Chemisches Recycling: Stand der Dinge“ nachgegangen. Dabei haben die Autor*innen die verfügbaren Informationen zu einer Vielzahl verschiedener chemischer Recyclingtechnologien untersucht und zudem versucht, eine Bewertung von Leistung und Durchführbarkeit, einschließlich ihres Energieverbrauchs und ihrer Klimaauswirkungen, vorzunehmen.

Mit den verfügbaren Informationen bewerten sie jedoch, dass manche chemische Recyclingtechnologien eine bessere Leistung erbringen als andere. Eunomia hat allerdings einen Mangel an angemessenen Informationen als ein weit verbreitetes Problem bei der Bewertung dieser Technologien identifiziert. Sämtliche Technologien werfen Fragen zum Energieverbrauch und Bedarf an nahezu sauberen und homogenen Inputs auf. Konkret sind dies Informationen zu Art, Menge und Toxizität der verwendeten Lösungsmittel, chemischen Reagenzien und Katalysatoren sowie zu Art und Auswirkungen der Abfälle und Nebenprodukte, die während des Prozesses gebildet und getrennt werden.

Viele der Technologien sind nicht in der Lage, gefährliche Chemikalien im Kunststoff-Ausgangsmaterial vollständig zu verarbeiten. Infolge der Verarbeitung erzeugte Abfälle können gefährliche Chemikalien enthalten. Darüber hinaus ist es oft schwierig festzustellen, inwieweit gefährliche Substanzen innerhalb der chemischen Recyclingprozesse verwendet werden (oder durch diese erzeugt werden).

 

Was ist chemisches Recycling?

Chemisches Recycling zielt darauf ab, Kunststoffe durch Änderung ihrer Materialstruktur zu recyceln. Drei große Kategorien des chemischen Recyclings, die für verschiedene Kunststofftypen geeignet sind, werden unterschieden: Lösungsmittelreinigung, chemische sowie thermische Depolymerisation.

Zu den wichtigen Faktoren und Fragen bei der Bewertung der Leistung des chemischen Recyclings, die im vollständigen Bericht ausführlich behandelt werden, gehören:

  • Eingangsmaterialtyp: Kann gemischter Kunststoffabfall verarbeitet werden, oder muss er vorsortiert werden?
  • Energieverbrauch sowohl im Recycling- als auch im Reinigungsprozess sowie Auswirkungen auf den Klimawandel
  • Verbleib gefährlicher Chemikalien im Ausgangsmaterial
  • Verwendung oder Erzeugung gefährlicher Chemikalien innerhalb des Prozesses sowie die Frage, wo diese Chemikalien landen, beispielsweise in einem Abfallstrom
  • Wie viel Eingangsmaterial wird tatsächlich recycelt?
  • realistische Schätzung des recycelten Gehalts der Polymerausgabe
  • Vergleich mit der Leistung und den Kosten des normalen Materialrecyclings

 

Die Berücksichtigung dieser Faktoren ist besonders wichtig bei der Umsetzung der EU-Ziele für den Recyclinggehalt von Kunststoffen. Eunomia ist Auftragnehmer einer Studie der Europäischen Kommission zu diesem Thema.

 

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