EU-Kommission: Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs deutlich unterschätzt

4. Dez 20

Erstmals legt die EU-Kommission konkrete Zahlen zur drastisch unterschätzten Klimaschädlichkeit der gesamten Emissionen des Luftverkehrs vor. Denn der Flugverkehr schädigt das Klima nur zu einem Teil durch das ausgestoßene CO2. Dazu werden zahlreiche weitere, höchst klimaschädliche, Stoffe wie Stickoxid und Wasserdampf von der Flugindustrie in die Atmosphäre gestoßen und haben eine doppelt so schädigende Wirkung auf das Klima wie das verursachte CO2.

Die Umweltorganisation Greenpeace warnt in diesem Zusammenhang vor weiteren Rettungspaketen für die Flugkonzerne. Wie ein Bailout-Tracker von Greenpeace aufzeigt, wurden seit Beginn der Corona-Krise bereits 30 Milliarden Euro Finanzhilfe für Fluggesellschaften zugesagt, weitere 7,9 Milliarden Euro werden derzeit diskutiert. Keines dieser Finanzierungsprogramme ist an rechtlich bindende Umweltbedingungen geknüpft, die ausreichen, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen und die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Alleine in Österreich wird die AUA mit 450 Millionen Euro unterstützt - mit mangelhaften Bedingungen in Sachen Klimaschutz und sozialem Ausgleich, wie Greenpeace kritisiert.

"Die Untersuchungen der Europäischen Kommission zeigen, dass der Luftverkehr uns in die Klimakrise fliegt. Trotzdem lässt die Politik zu, dass Dutzende Milliarden an Steuergeldern in die Taschen der Fluggesellschaften fließen“, sagt Greenpeace Klimaexperte Adam Pawloff. „Die Mittel für den Aufschwung müssen in grüne Mobilität investiert werden, die solide, nachhaltige Arbeitsplätze und erschwingliche, zugängliche Verkehrsmittel für alle bietet. Die Kommission muss Steuerbefreiungen beenden und Kurzstreckenflüge verbieten. Auch für Österreich gilt: weitere Rettungsanker für die klimafeindliche Flugindustrie können wir uns nicht leisten.“

Greenpeace warnt vor weiteren Bailouts für die klimazerstörerischen Konzerne. Doch bereits mehr als 37 Milliarden Euro an Hilfsmitteln würden auf dem Tisch liegen. Damit die EU ihren gerechten Anteil am Klimaschutz leisten kann, muss der Flugverkehr drastisch reduziert werden, wie eine von Greenpeace kürzlich in Auftrag gegebene Studie zur Dekarbonisierung des Transportsektors in Europa bis 2040 aufzeigt. Die Forscher von Climact und dem New Climate-Institut zeigen darin, dass dazu Kurzstreckenflüge verboten werden müssen, wenn es eine sauberere Alternative gibt, der unfaire Vorteil durch Steuerbefreiungen auf Flugtickets und Treibstoff aufhören muss und die europäischen Investitionen in grenzüberschreitende Bahnreisen deutlich steigen müssen. Die EU-Institutionen müssen auch die Arbeitnehmer*innen der Flugindustrie schützen und einen gerechten Übergangsprozess einleiten.

Es wird erwartet, dass die Europäische Kommission am 9. Dezember, vor dem „Europäischen Jahr der Eisenbahn“ 2021, eine europäische Strategie für intelligente und nachhaltige Mobilität vorlegen wird.

Studie der EU-Kommission

Greenpeace-Studie zur Dekarbonisierung des Transportsektors in Europa bis 2040

Greenpeace Bailout-Tracker (Stand 20. November 2020)