EU: Verbot für Düngemittel mit hohem Cadmiumgehalt

Die Europäische Union hat beschlossen, Grenzwerte für den Cadmiumgehalt in Phosphatdünger einzuführen. Cadmium lagert sich in Böden und Lebewesen an und kann Spuren in Lebensmitteln hinterlassen.

„Das kürzlich in Kraft getretene EU-weite Vermarktungsverbot für Phosphatdünger, die mehr als 60 Milligramm des Schwermetalls Cadmium pro Kilogramm enthalten, bildet neben Ukrainekrieg eine weitere Herausforderung für den europäischen Düngemittelsektor und trägt zum Wandel in der Branche bei“, erklärt Belén Delgado von EFE Agro, einer Informationsagentur für Agrarlebensmittel und Partnermedium von EURACTIV.

Ein Sprecher des spanischen Handelsverbands für Düngemittel (Acefer) erklärten, man sähe derzeit keine Probleme mit den neuen Vorschriften, da „die Grenzwerte eingehalten werden.“ Er betonte, dass Unternehmen und Verbände angesichts der Komplexität der Verordnung derzeit an einer großen Umstrukturierung des Sektors arbeiteten, während die Auswirkungen auf den Markt noch nicht vollständig absehbar seien.

Ukraine-Krieg erschüttert Weltmarkt für Düngemittel

Düngemittel mit einem höheren Cadmiumgehalt stammen meist aus Marokko und Algerien, die zusammen mit Ägypten und Israel den meisten Phosphatdünger nach Spanien exportieren. Dies hat in diesem Jahr insofern an Relevanz gewonnen, als der Weltmarkt für Düngemittel durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert worden ist. Einerseits ist diese Entwicklung auf ausfallende Lieferungen aus Russland, einem der größten Exporteure, und andererseits Produktionsschwierigkeiten innerhalb der Europäischen Union aufgrund des hohen Gasbedarfs in der Düngemittelherstellung zurückzuführen.

Ein Sprecher des Nationalen Verbands der Düngemittelhersteller (Anffe) wies darauf hin, dass cadmiumarmes Phosphatgestein aus Russland „die wichtigste mögliche Bezugsquelle für europäische Produzenten“ sei, weil Gestein aus nordafrikanischen Ländern im Allgemeinen einen höheren Gehalt aufweise.

Infolge der Begrenzung des Cadmiumgehalts in Düngemitteln werde ein beträchtlicher Teil der derzeitigen Importe, die Alternativen zum russischen Dünger bilden, von Phosphatgestein ausgeschlossen. Dies könnte zu einer Verknappung der Versorgung mit einem kritischen Rohstoff innerhalb der Europäischen Union führen, mit potenziell schwerwiegenden Folgen für die Ernährungssicherheit, erklärt der Verband.

Die Europäische Kommission hatte im November letzten Jahres im Rahmen des Europäischen Green Deals eine neue Bodenstrategie vorgestellt, um Bodendegradation, Biodiversitätsverlust und Desertifikation bis 2050 umzukehren.

Schätzungen der EU-Kommission zufolge sind zwischen 60 und 70 Prozent der Böden in der EU in einem gesundheitsschädlichen Zustand. Aus diesem Grund will die EU-Kommission unter anderem die Vorschriften für den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln reformieren, um die Belastung zu verringern.
 

Euractiv: Düngemittel mit niedrigerem Cadmiumgehalt setzen sich in EU durch