Europas Natur braucht mehr Vernetzung

25. Sept 20

An der Studie war unter anderem die Gemeinsame Forschungsstelle der EU (JRC) beteiligt. Für die Durchführung der Studie verwendeten die Autor*innen Daten zum menschlichen Fußabdruck, eine feinteilige Karte, die landwirtschaftliche Flächen, Straßen, Eisenbahnen, Bevölkerungsdichte, bebaute Umgebungen, nächtliche Beleuchtung und schiffbare Wasserstraßen zeigt. In der Folge analysierten sie anhand zweier Kriterien den Erfolg von Erhaltungsmaßnahmen. Sie prüften, ob Schutzgebiete mehr als 17 Prozent eines bestimmten Gebiets – den im UN-Biodiversitätsabkommen festgelegten Schwellenwert – abdeckten oder nicht, und bewerteten, ob die geschätzte Konnektivität 50 Prozent überstieg. Ohne diese Konnektivität drohen die Bestände in ihrer Isolation zu „ersticken".

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass lediglich neun Länder und Gebiete die beiden Kriterien erfüllten: Grönland, Spitzbergen & Jan Mayen, Französisch-Guayana, Brunei, Peru, Brasilien, die Bahamas, São Tomé und Príncipe sowie Martinique. Dabei zeigte sich der höchste Grad an Konnektivität in Ozeanien (16,7 Prozent), gefolgt von Nord- und Südamerika (14,8 Prozent). Weit abgeschlagen sind Asien mit 3,3 Prozent, Afrika (0,4 Prozent) und Europa (0,3 Prozent). Innerhalb Europas sind die Naturschutzflächen in Schweden und Finnland am besten vernetzt. Allerdings seien weltweit nur zehn Prozent aller geschützten Flächen miteinander verbunden.

Grundsätzlich äußerten sich die Umweltminister*innen der Mitgliedstaaten bei der (informellen) Videokonferenz am 23. Juni positiv zum Kommissionsvorschlag, im Frühherbst ist ein informeller Umweltrat geplant. Die Grüne Woche in Brüssel (20.-22. Oktober) zum Thema Biodiversität soll zu weiteren Debatten beitragen, zumal die Europäische Umweltagentur zu diesem Anlass ihren Umweltzustandsbericht veröffentlichen will. Am 23. Oktober sollen die Umweltminister*innen ihre Schlussfolgerungen beschließen. Interessant dürften dabei besonders die auf Landwirtschaft bezogenen Ziele der Biodiversitätsstrategie sein, denn diese stehen auch in der Farm-to-Fork-Strategie (EU-News vom 20.05.2020), für die wiederum der Landwirtschaftsrat zuständig ist. Gegebenenfalls werden die Staats- und Regierungschef*innen im Dezember den generellen Anspruch der Biodiversitätsstrategie offiziell befürworten. Die neue EU-Biodiversitätsstrategie vom Mai dieses Jahres (EU-News 20.05.2020) gibt vor, bis 2030 sowohl zu Lande als auch zu Wasser 30 Prozent der Flächen zu schützen und will im Zuge dessen auch die Integration ökologischer Korridore voranbringen.

Zusätzlich will das EU-Parlament seinen eigenen Initiativbericht zur EU-Biodiversitätsstrategie annehmen, was in einzelnen Punkten noch zur Schärfung der Vorschläge der EU-Kommission führen kann. Neben dem federführenden Umweltausschuss ENVI wird auch der Agrarausschuss AGRI beteiligt sein. Berichterstatter ist der spanische Sozialdemokrat Cesar Luena, er sollte ursprünglich am 17. September seinen Bericht vorlegen; dieser Punkt scheint jedoch von der Tagesordnung gestrichen worden zu sein. Eine Abstimmung im ENVI könnte Ende November oder Anfang Dezember stattfinden.

 

Pressemitteilung JRC: Isolation of protected areas a major blind spot in habitat conservation

DNR EU-Umweltnews Europas Natur krankt an mangelnder Vernetzung