Fischbestände schrumpfen auch in Binnengewässern dramatisch

Dem am Dienstag der Vorwoche veröffentlichten Bericht zufolge seien mehr als 30 Prozent der immerhin 18.075 Süßwasserfische, die 51 Prozent aller Fischarten und ein Viertel aller Wirbeltierarten der Erde stellen, aktuell vom Aussterben bedroht. Die Artenvielfalt im Süßwasser nehme doppelt so schnell ab wie in den Ozeanen oder Wäldern. Bereits 80 Arten von Süßwasserfischen seien laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN für „ausgestorben“ erklärt worden, darunter allein 16 im Jahr 2020. Seit 1970 gibt es einen 76-prozentigen Rückgang bei wandernden Süßwasserfischen sowie 94 Prozent weniger „Mega-Fische“ (über 30 Kilogramm).

Süßwasserfischpopulationen drohen zu kollabieren

Als Begründung für die Bedrohung nennt der Bericht die „verheerende Kombination von Bedrohungen“, denen Süßwasser-Ökosysteme ausgesetzt seien. Dazu gehöre die Zerstörung von Lebensräumen, Wasserkraft-Staudämme an frei fließenden Flüssen, die übermäßige Entnahme von Wasser für die Bewässerung sowie die Verschmutzung durch Haushalte, Landwirtschaft und Industrie. Darüber hinaus seien Süßwasserfische auch durch Überfischung und destruktive Fischereipraktiken, die Einführung invasiver, nicht heimischer Arten und die Auswirkungen des Klimawandels sowie durch nicht nachhaltigen Sandabbau und Umweltkriminalität bedroht. So ist beispielsweise die illegale Wilderei für Kaviar ein Hauptgrund dafür, dass Störe zu den am stärksten bedrohten Artengruppen der Welt gehören, während der vom Aussterben bedrohte europäische Aal das am meisten gehandelte Tier ist.

Die Süßwasserfischerei bietet laut dem Bericht Nahrung für 200 Millionen Menschen und Lebensgrundlage für 60 Millionen Menschen. Die Fischerei habe einen Wert von über 31 Milliarden Euro, während die Freizeitfischerei über 82,3 Milliarden Euro generiere.

Informelle Videokonferenz der Fischereiminister*innen

Der EU-Fischereirat will nun möglichst schnell Fischfangquoten mit Großbritannien ab April beschließen. Dazu gab es eine informelle Videokonferenz der Fischereiminister*innen. Bei den Fangquoten für 2021 und für die Tiefseebestände für 2021 sowie 2022 ab April steht noch nichts Endgültiges fest. Der EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius ist allerdings „optimistisch, dass noch vor Ende März“ eine Entscheidung zwischen der EU und Großbritannien herbeigeführt werde. Bis dahin gelten nämlich die im letzten Jahr vereinbarten vorläufigen Quoten in den britischen Gewässern, die sowohl die EU-Mitgliedstaaten als auch das Vereinigte Königreich nutzen. Sinkevičius betonte, dass die Kommission sich an wissenschaftliche Ratschläge und die Ziele der Gemeinsamen Fischereipolitik halten wolle. Während des informellen Videocalls sprachen sich laut Ratspräsidentschaft mehrere Delegationen außerdem für einen raschen Abschluss der Verhandlungen zwischen der EU und Norwegen aus, um europäischen Flotten den Zugang zu norwegischen Gewässern zu ermöglichen.

Die Vertreterin der EU-Kommission Valerie Laine berichtete, dass von 380.000 Tonnen gefangenem Fisch fünf Prozent in Bulgarien und Rumänien landeten. Dabei gebe es Probleme mit illegaler Fischerei und Überfischung, weshalb es regionale Bewirtschaftungspläne geben müsse. Der Fischereiausschuss im EU-Parlament debattiert unterdessen Initiativberichte zu Abfällen im Meer und den bedrohten Fischbeständen im Schwarzen Meer.

WWF-CEE-Pressemitteilung: World's forgotten fishes vital for hundreds of millions of people but 1/3 face extinction, warns new report