Greenpeace-Report: Naturzerstörung durch globale Zertifizierungen

19. März 21

In dem in der letzten Woche erschienenen Report „Destruction: Certified - Zertifizierte Zerstörung” untersucht Greenpeace die „globalen Machenschaften“ von Zertifizierungen und analysiert einige der bekanntesten und am meisten verbreiteten, monopolartigen Gütezeichen wie FSC (Forest Stewardship Council), RSPO (Roundtable on sustainable Palm Oil) oder RTRS (Round Table for Responsible Soya).

„Seit drei Jahrzehnten scheitern privatwirtschaftlich organisierte Zertifizierungssysteme daran, die Produktion von Rohstoffen wie Palmöl, Soja und Holz fairer und weniger umweltschädlich zu gestalten. Weiterhin werden für diese Güter jedes Jahr gigantische Waldflächen gerodet, wertvolle Ökosysteme zerstört und Menschenrechte verletzt”, kritisiert Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich. „Während die privatwirtschaftlich organisierten Vereine hinter den Gütezeichen ihre Gewinne steigern, sterben pro Tag 150 Arten weltweit aus. Zwischen 2015 und 2020 wurden täglich etwa 42.000 Fußballfelder Wald zerstört - auch, damit immer mehr zertifiziertes Palmöl, Soja und Holz angebaut werden kann.”

Mehr als ein Drittel aller weltweit gehandelten Rohstoffe, die mit Entwaldung zu tun haben, werden in die EU importiert. Viele davon sind mit Zertifizierungen wie RSPO, FSC, PEFC und RTRS gekennzeichnet. Wie die Greenpeace-Recherchen zeigen, können freiwillige und private Zertifizierungen keine rodungsfreien Lieferketten ihrer Produkte sichern. So waren beispielsweise RSPO-Mitglieder waren 2019 in Indonesien für Waldbrände auf einer Fläche von 10.000 Hektar mitverantwortlich. „Das System der privaten Zertifizierungen ist gescheitert. Jetzt brauchen wir starke Gesetze - allen voran ein globales Waldschutzgesetz - um die letzten uns noch verbleibenden Regenwälder dieser Erde und ihre einzigartige Vielfalt zu retten. Auch die österreichische Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene für ein Waldschutzgesetz stark machen”, so Bittner.

Greenpeace fordert globales Waldschutzgesetz

Bereits 2017 zeigte eine Analyse von Greenpeace Afrika, dass der Verlust von intakten Waldlandschaften im Kongobecken innerhalb von FSC-zertifizierten Konzessionen höher war als in nicht zertifizierten Konzessionen. „Nur zu oft zertifiziert der FSC in dieser Region illegal geschlagenes Holz, für das wertvolle Wälder zerstört und die Rechte indigener Gemeinschaften mit Füßen getreten werden“, berichtet Irène Wabiwa Betoko von Greenpeace Afrika über die Umweltzerstörung im Kongobecken bei einem Pressegespräch mit Greenpeace.

Vertreter*innen aus Umweltschutz, Wissenschaft und Wirtschaft warnten im Rahmen des Pressegesprächs vor den schwachen Standards, unzureichenden Kontrollen und auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Strukturen der Vereine hinter Gütezeichen wie FSC und RSPO. Diese können nicht sicherstellen, dass für die Produktion von Rohstoffen wie Soja, Palmöl und Holz die Wälder unseres Planeten geschützt werden. Statt privater Zertifizierungen fordert Greenpeace ein starkes globales Waldschutzgesetz von der EU, damit Produkte aus Waldzerstörung erst gar nicht mehr im Binnenmarkt verkauft werden dürfen.

Greenpeace-Report: Naturzerstörung durch globale Zertifizierungen bei RSPO-Palmöl und FSC-Holz