Klimawandel erfordert verstärkte Zusammenarbeit in Katastrophenschutz

Bereits über 600 Mal wurde von den EU-Mitgliedstaaten und sechs weiteren Partnern der EU-Katastrophenschutzmechanismus aktiviert. Sein Ziel ist es, Länder in die Lage zu versetzen, einem anderen Land im Falle einer natürlichen oder technologischen Katastrophe zu helfen.

Mittels eines speziellen Zusatzprotokolls, RescEU, hat die Europäische Union diesen Mechanismus gestärkt. Dazu hat sie eine Flotte von zwölf Canadair-Flugzeugen zur Bekämpfung von Waldbränden erworben, die Frankreich in diesem Sommer eingesetzt hat.

„Das Katastrophenschutzverfahren konnte die Erwartungen der verschiedenen Länder, die es aktiviert haben, erfüllen, auch wenn die Waldbrandsaison noch nicht überstanden ist“, sagte Laurent Alfonso, ein Experten für den europäischen Katastrophenschutz, in einem Gespräch mit Euractiv, einem Online-Medium zur Europapolitik. Die globale Erwärmung erfordere, dass wir „immer und überall bereit sind, bei allen Arten von Katastrophen einzugreifen. Dank der bisherigen Erfahrungen können wir nun das Risikoniveau in den einzelnen Ländern einschätzen, den Bedarf frühzeitig erkennen und die Verfügbarkeit der Einsatzmittel sicherstellen.“ Mit Hilfe der europäischen Plattform EFFIS (Europäischer Waldbrandinformationsdienst) sei dies innerhalb von „zwei, drei oder sogar fünf“ Tagen im Voraus möglich.

Dabei könne es zu Hindernissen kommen, insbesondere, wenn Großereignisse zusammenfallen. „Im Juli konnte Italien seine beiden Canadair-Flugzeuge aufgrund der starken nationalen Nachfrage nicht sofort nach Frankreich schicken, das sie angefordert hatte. Diese wurden jedoch schnell durch Flugzeuge aus Griechenland und Schweden ersetzt“, erklärt Alfonso.

Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, die europäische Löschflugzeug-Flotte, RescEU, bis 2029 zu verdoppeln und die Zahl der in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Kroatien und Griechenland stationierten Flugzeuge von zwölf auf 24 zu erhöhen.

Alfonso: Klimawandel verstärkt den Zufallsaspekt von Katastrophen

Angesichts der globalen Erwärmung müsse sich der Klimaschutz anpassen, wie Alfonso hervorhebt. „Wir wissen, dass sich die Art der Naturgefahren verändert hat. Wir müssen bereit sein, jederzeit, überall und in jeder Notsituation zu intervenieren. Im Jahr 2021 wurde Deutschland im Juli, also mitten im Sommer, von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Der Klimawandel verstärkt den Zufallsaspekt von Katastrophen“, betont Alfonso.

Ein „Hotspot“ sei der Mittelmeerraum, ein Gebiet, das sich schneller erwärmt als jedes andere, wie die Mittelmeer-Expert:innen für Klima- und Umweltveränderungen (MedECC) festgestellt haben. „Die verheerenden Brände in Marokko und Algerien in diesem Sommer sind ein Beweis dafür.

Im Laufe der Jahre haben diese Länder jedoch ihre Einsatzprotokolle, Land- und Luftressourcen sowie ihre Uniformen angepasst. Die Feuerwehrleute wissen, wie man in extrem heißen Umgebungen bei 40 bis 45 Grad arbeitet. Außerdem haben sie gelernt, mit den natürlichen Risiken in ihrem Gebiet umzugehen. Das ist es, was wir in ganz Europa entwickeln müssen“, erklärt Alfonso.

Die Interventionen würden immer komplexer werden. „Wir müssen in der Lage sein, Evakuierungen zu managen und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen zu berücksichtigen.

Daran sind viele lokale, nationale und supranationale Dienste beteiligt. Wie können wir 360 europäische Feuerwehrleute, wie es in diesem Sommer in Frankreich der Fall war, in ein nationales Einsatzsystem einbinden, mit den damit verbundenen Sprachbarrieren und organisatorischen Problemen? Die Steuerung des komplexen Risikomanagements ist eine Herausforderung, die wir bewältigen müssen und die zweifellos im Herbst diskutiert wird“, so Alfonso.

Euractiv: EU-Katastrophenschutzexperte: Zusammenarbeit als Schlüssel zur Katastrophenprävention