Kontroversen um neue EU-Moorschutzziele

Geht es nach der Europäischen Kommission, soll bis 2040 die Hälfte sämtlicher landwirtschaftlich genutzter Moore aus Klimaschutzgründen renaturiert werden. Dabei sollen bereits bis 2030 die EU-Mitgliedstaaten auf 30 Prozent der Moore, die zur landwirtschaftlichen Nutzung trockengelegt sind, Renaturierungsmaßnahmen durchführen. Ein Viertel dieser Fläche soll - infolge der angestrebten Erhöhung der Wasserstände dieser Flächen - wiedervernässt werden. Dies sieht der Vorschlag für ein „Gesetz zur Wiederherstellung der Natur” vor, welchen die Europäische Kommission am 22. Juni vorgelegt hat.

Während die EU-Kommission mit dem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur Renaturierungsziele vorgeben möchte, liegt nun die Gestaltung und Umsetzung der einzelnen Maßnahmen weitgehend in der Hand der Mitgliedstaaten. Dabei will die EU-Kommission die Mitgliedstaaten zur Renaturierung von Mooren verpflichten.

Für den Klimaschutz sind Moore von großer Bedeutung, denn sie gelten etwa neben Wäldern als eine der wenigen natürlichen Klimasenken, die zur Bindung von Kohlenstoffdioxid genutzt werden können. Sabien Leemans, Senior Policy Officer bei der Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF), erklärte gegenüber dem Online-Magazin EURACTIV: „Trockengelegte Moore sind verantwortlich für fünf Prozent der EU-Treibhausgasemissionen.” Die Renaturierung der Gebiete stoppe diese Emissionen und gebe den Mooren dann die Gelegenheit, „nach und nach CO₂ aus der Atmosphäre zu ziehen und zu speichern”, so Leemans.

Bauernverband befürchtet „Belastung der Versorgungssicherheit“

Nach Plänen der EU-Kommission sollen bis 2050 sogar 70 Prozent der Moore renaturiert werden. Dadurch würden nach Einschätzung Rukwied allein rund 350.000 Hektar an Flächen für die landwirtschaftliche Produktion in Deutschland wegfallen. Angesichts der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Unsicherheit auf den globalen Agrarmärkten ist der Vorschlag der EU-Kommission mit seiner Einschränkung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche aus Sicht des Bauernverbands zu einschneidend.

Werden Moore, die für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt worden waren, wiedervernässt, sei kaum noch oder gar keine Bewirtschaftung der Flächen mehr möglich.

Infolge der Umsetzung der Vorschläge seien “fatale Auswirkungen im Hinblick auf die ländlichen Räume” zu befürchten, und die Maßnahmen würden “die Versorgungssicherheit massiv belasten”, warnte der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, bei einer Pressekonferenz.

Diese Einschätzung teilt Leemans nicht. Gerade die Wiederherstellung der Moore trage zur Sicherung einer resilienten Nahrungsmittelversorgung bei – einerseits durch die Eindämmung des Klimawandels, andererseits aber auch, weil die Flächen im natürlichen Zustand überschüssiges Wasser aufnehmen und so Überflutungen vorbeugen könnten. „Die Dringlichkeit ist offensichtlich, sowohl für die Umwelt als auch fürs Klima”, betonte sie.
 

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