Mehrheit der Früchte aus Brasilien mit Pestiziden belastet

5. Nov 20

Zudem sind in der Hälfte der Früchte - Papayas, Mangos und Melonen - jene Pestizide enthalten, die in der EU verboten sind. Zwei dieser nachgewiesenen Pestizide überschritten dabei sehr deutlich den Grenzwert. Bis zu vier verschiedene Pestizide konnten auf einer einzigen Frucht festgestellt werden. Insgesamt wurden zwölf verschiedene Pestizide gefunden, sieben davon dürfen in der EU selbst gar nicht eingesetzt werden. Das hat eine Untersuchung von Obst aus österreichischen Supermärkten und Großmärkten durch das unabhängige Labor LVA GMBH im Auftrag von Greenpeace ergeben.

Viele dieser Gifte sind nicht nur verheerend für die Umwelt, sondern auch gesundheitsschädigend, warnt Greenpeace. Sie wirken hormonell auf den Körper, können das Nervensystem schädigen oder stehen in Verdacht, krebserregend zu sein. Darunter fallen auch die Gifte Dimethoat und Omethoat. Dimethoat ist ein starkes Insektizid und steht im Verdacht, hormonell wirksam und erbgutschädigend zu sein. Omethoat kann aus dem Abbau von Dimethoat entstehen und ist erbgutverändernd, hormonell wirksam und neurotoxisch. Sowohl Dimethoat als auch Omethoat wurden in einer mit dem Flugzeug importierten Mango festgestellt. Beide Gifte überschritten deutlich die vorgegebenen Grenzwerte - Omethoat gleich um 170 Prozent. Zwar ist der Einsatz beider Pestizide ist in der EU verboten, die Einfuhr von belasteten Lebensmitteln jedoch nicht.

In Brasilien werden weiterhin mindestens 149 Pestizide eingesetzt, die in der Europäischen Union verboten sind, weil sie besonders schädigend für Umwelt und Gesundheit sind. Teilweise wird mit Flugzeugen gespritzt und bedeutet so für die umliegende Landschaft eine starke Belastung.

2019 wurden Pestizide im Wert von 915 Millionen Euro aus der EU in den Mercosur-Raum exportiert. Derzeit betragen die Zölle für Pestizide bis zu 14 Prozent. Das EU-Mercosur-Handelsabkommen sieht jedoch vor, mehr als 90 Prozent der EU-Chemieexporte zukünftig ganz von Zöllen zu befreien. Gleichzeitig sollen mit dem Pakt auch die Lebensmittelimporte aus Südamerika nach Europa steigen. Sollte dies eintreten, könnten die Agrochemie-Konzerne noch mehr Profite aus den giftigen Spritzmitteln schlagen, und das Gesundheitsrisiko für Mensch und Natur würde steigen, warnt Greenpeace.

„Derzeit ist es vollkommen legal, Lebensmittel in die EU zu importieren, auf denen in der EU verbotene Pestizide nachweisbar sind. Es ist aber vollkommen unlogisch, wenn wir gefährliche Pestizide zu Recht in der Europäischen Union verbieten, diese Gifte aber auf importierten Lebensmittel wieder zurück auf unsere Teller holen“, kritisiert Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace Österreich. „In Zukunft sollten daher Pestizide, die in der EU verboten wurden, auch auf importierten Lebensmittel gar nicht mehr erlaubt sein.“

 

Forderungen von Greenpeace

Greenpeace fordert, dass solche Pestizide, deren Einsatz aus guten Gründen in der EU verboten ist, auch auf unseren Lebensmitteln nicht nachweisbar sein dürfen. Besonders die Grenzwertüberschreitung ist ein alarmierender Befund, der sofortiges Handeln fordert. Greenpeace fordert daher vermehrte Tests durch österreichische Behörden und Null-Toleranz bei Grenzwertüberschreitungen.

Durch die Begünstigung von europäischen Agrochemie-Konzernen und den vermehrten Import von Lebensmitteln aus Südamerika würde das EU-Mercosur-Handelsabkommen den Einsatz von gefährlichen Pestiziden weiter fördern. Darunter würden die Umwelt und die Gesundheit der Menschen noch stärker leiden. Deshalb fordert Greenpeace ein sofortiges Aus für den EU-Mercosur-Pakt. „Ob mit gefährlichen Pestiziden belastete Früchte, Hormonfleisch oder Gentechnik-Soja: Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Österreich lehnt ab, was ihnen mit dem EU-Mercosur-Pakt aufgetischt werden soll. Der ruinöse EU-Mercosur-Pakt muss jetzt endlich ein für alle mal vom Tisch“, fordert Theissing-Matei.

 

Greenpeace