Österreichischer Insektenatlas 2020 ist erschienen

2. April 20

Am Mittwoch veröffentlichte die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Naturschutzbund Österreich den Insektenatlas 2020, der ein düsteres Bild zeichnet: Seit 1990 ging der Insektenbestand um 75% zurück, 30% der Arten sind weltweit bedroht. Dabei sind 75% unserer wichtigsten Kulturpflanzenarten von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Auch in Österreich sind viele Insektengruppen stark gefährdet, wie etwa die Hälfte aller Schmetterlings- oder Heuschreckenarten.

Gerade in Zeiten der Corona-Krise wird deutlich, wie wichtig eine nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln ist. „Zwar sorgen einige Maßnahmen zur Infektionseindämmung dafür, dass die Natur eine kleine Verschnaufpause erhält, doch mit Ende der Pandemie wird der Druck auf die Ökosysteme wieder ansteigen“, befürchtet Dominik Linhard, Biologe bei GLOBAL 2000. Allerdings besteht jetzt die große Chance, die Weichen richtig zu stellen und eine Agrarwende möglich zu machen. „Wer unsere Nahrungsmittelversorgung sicherstellen will, muss das Artensterben stoppen. Wer das Artensterben stoppen will, muss den Pestizideinsatz reduzieren und Lebensräume erhalten. Und dazu muss eine kleinteilige, ökologische Landwirtschaft mit vielfältigen Strukturen gefördert werden“, erklärt Linhard.

Birgit Mair-Markart, Geschäftsführerin vom Naturschutzbund Österreich, unterstreicht den dringenden politischen Handlungsbedarf: „Insekten sind als Basis unserer Ökosysteme ebenso unverzichtbar wie für die Sicherung unserer Ernährung. Die Landwirtschaft hat hier in jeder Hinsicht eine Schlüsselrolle. Gerade jetzt wird der Rahmen für die EU-Agrarpolitik der nächsten Jahre gesteckt. Hier muss es Ziel sein, Landwirte bestmöglich bei aktiven Maßnahmen für mehr Biodiversität und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft zu unterstützen. (…).“

Insekten halten die Ökosysteme unseres Planeten am Laufen und sind für die Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung. So drohen beim Wegfall tierischer Bestäubung einzelnen Obst- und Gemüsesorten, wie Äpfeln, Kirschen, Zwetschgen oder Gurken, Ernterückgänge von bis zu 90 Prozent. Außerdem verbessern Insekten durch das Zersetzen von abgestorbenen Pflanzenteilen sowie anderem organischen Material die Bodenqualität und Nützlinge reduzieren Pflanzenschädlinge. Dem Insektenatlas zufolge können Marienkäfer den Befall mit Getreideblattläusen um 80 Prozent reduzieren.

Aktuell ist Österreich mit etwa 40.000 Insektenarten noch ein relativ artenreiches Land. Mit rund 700 Wildbienen- und über 4.000 Schmetterlingsarten übertrifft es sogar deutlich größere Länder wie Deutschland.

 

oekonews: Neue Publikation: Österreichischer Insektenatlas 2020 rüttelt auf

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