Quecksilber in Batterien und Zähnen - es gibt Alternativen

Chemie & Nanotechnologie

Eine Studie im Auftrag der EU-Kommission hat Möglichkeiten zur Verringerung von Quecksilberemissionen untersucht.

Die Schwerpunkte bei der vom Forschungsinstitut BIO Intelligence Service (BIOS) durchgeführten Untersuchung lagen auf Amalgam in Zahnfüllungen und Knopfzellbatterien.

Amalgam in Zahnfüllungen enthält über 50 Prozent elementares Quecksilber sowie andere Metalle wie Silber, Kupfer oder Zinn.
Amalgam war 2007 laut der BIOS-Studie nach der Chlor-Alkali-Produktion die zweitgrößte Quelle von Quecksilberemissionen in der EU. Die Chlor-Alkali-Produktion in der EU soll bis 2020 auslaufen.

Für zahnärztliche Zwecke werden im Durchschnitt jährlich 75 Tonnen Quecksilber verwendet. Dieses wird oft nicht umweltgerecht entsorgt. Beispielsweise können bei der Verbrennung in Krematorien Quecksilberemissionen in die Luft abgegeben werden, durch unsachgemäße Entsorgung können Boden und Wasser verseucht werden.

Da Quecksilber bioverfügbar ist und sich über die Nahrungskette in Fischen anreichert, sind laut BIOS auch Menschen, die oft Fisch essen, gefährdet. Mehr als 70 Prozent der europäischen Ökosysteme in großen Teilen West-, Zentral- und Südeuropas seien Schätzungen zufolge wegen ihrer kritischen Quecksilberbelastung gefährdet. Das liege einerseits an der auch heute noch fortdauernden Verwendung von Amalgam in Arztpraxen, andererseits an der schon seit 150 Jahren andauernden Nutzung von Quecksilber in Zahnfüllungen. Die Autoren der Studie schätzen, dass rund ein Viertel der in der Zahntechnik tätigen Unternehmen keine Amalgamabscheider besitzt und eine signifikante Anzahl von Unternehmen veraltete Abscheider nutzen.

Es sei "unwahrscheinlich", dass ohne weiteres behördliches Eingreifen alle in der Zahntechnik tätigen Unternehmen kurzfristig ihre Ausstattung entsprechend modernisierten. Auch die Krematorien werden noch über mehrere Jahrzehnte mit den Quecksilberemissionen aus Zahnfüllungen umzugehen haben.

Obwohl inzwischen Alternativen für Amalgam für fast alle zahnärztlichen Zwecke existierten, würden diese in Ländern wie Frankreich, Polen, Großbritannien, Tschechien, Rumänien, Spanien und Griechenland kaum genutzt. Das habe unterschiedliche Gründe, unter anderem mangelndes Wissen oder der fehlende Wille für Neuerungen bei den ZahnärztInnen sowie gegebenenfalls höhere Kosten für die PatientInnen. Wenn die EU keine weiteren Maßnahmen durchführe, werde sich die Praxis kaum ändern, schlussfolgern die AutorInnen der Studie. Sie schätzen, dass sich die Menge des verbrauchten Quecksilbers im Jahr 2025 zwischen 27 und 43 Tonnen stabilisieren dürfte.

Quecksilberhaltige Knopfzellbatterien gab es in der EU im Jahr 2010 noch in etwa einer Millionen Einheiten. Zurzeit sind zirka 39 Prozent der in der EU gehandelten Knopfzellen quecksilberfrei. Zwar ist die Getrenntsammlung quecksilberhaltiger Batterien vorgeschrieben, allerdings ist nur ein kleiner Prozentsatz gefordert, diese gefährlichen Abfälle tatsächlich dem Recycling zuzuführen. Bis September 2012 soll die Minimalquote in den EU-Mitgliedstaaten bei 25 Prozent liegen, bis 2016 soll sie auf 45 Prozent ansteigen. Im Jahr 2009 landeten deshalb rund 88 Prozent der Knopfzellen im Hausmüll, das entspricht zirka 2,4 bis 3,9 Tonnen Quecksilber. Da die Quoten so gering sind, reicht eine strenge Durchsetzung der Batterienrichtlinie allein nicht aus, um der Quecksilberemissionen Herr zu werden.

Stattdessen müssten die vorhandenen Alternativen - beispielsweise Lithium, Silberoxid oder Alkaline - als Ersatz für Quecksilber durchgesetzt werden. Ein Verbot von quecksilberhaltigen Knopfzellen habe wenig negative Folgen für den Markt, dafür aber einen großen Umweltnutzen, berichten die StudienautorInnen.

Umweltorganisationen fordern ein weltweites Verbot von Quecksilberemissionen aus menschlichen Aktivitäten. Das European Environmental Bureau (EEB) begrüßte die BIOS-Studie, die einen Weg eröffne, kurzfristig aus der Quecksilbernutzung für Zahnfüllungen und Batterien auszusteigen. Schweden habe Amalgam bereits verboten, andere Länder wie Dänemark, Finnland, Italien und die Niederlande hätten den Gebrauch deutlich reduziert. Die EU müsse nachziehen. [DNR, ih]

DNR: Quecksilber in Batterien und Zähnen - es gibt Alternativen
Studie von BIO Intelligence Service (en, pdf)
NGO-Bündnis Zeromercury (en)
European Environmental Bureau Pressemitteilung (en)