Vereinte Nationen horchen auf

15. Juni 2018

Für einen Großteil der Meerestierarten spielt die akustische Wahrnehmung eine zentrale Rolle, etwa um zu kommunizieren, sich zu orientieren, Beute oder Fressfeinde zu erkennen oder die Umgebung wahrzunehmen. Da ist es klar, dass mit zunehmendem Lärm Probleme entstehen. Der vom Menschen verursachte Lärmpegel im Meer ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch gestiegen. Schifffahrt und Industrie beschallen die blauen Weiten unablässig. Aber es ist vor allem der intensive - impulsive - Lärm, der zunehmend Sorge bereitet.


Explosionsschall aus Schallkanonen, sogenannte Airguns, kann bis zu 260 dB erreichen. Diese Airguns werden von Schiffen gezogen und über Wochen oder sogar Monate alle 10 bis 15 Sekunden gefeuert. So wird im Meeresgrund nach Öl und Gas gesucht. Eine neue Studie hat die Sorge, mit der ExpertInnenen diesen Lärm betrachten, noch erhöht: Sie zeigte tödliche Folgen für das Zooplankton, die Basis der marinen Nahrungsnetze.


„Lärm bedroht nicht nur Wale, sondern auch Fische, Tintenfische und sogar Krill. Physische Schäden, Gehörverlust, herabgesetzte Fortpflanzungsraten und zelluläre Schäden sind nur einige der vielen schwerwiegenden Folgen“, erklärt Sigrid Lüber, Präsidentin der internationalen Meeresschutzorganisation OceanCare. Ihre Sorge wird bestätigt von einer Literaturstudie, die von der Meereswissenschaftlerin Dr. Lindy Weilgart, Dalhousie University, Kanada, durchgeführt wurde. Sie hat 115 Studien zusammenfasst, welche die Folgen von Unterwasserlärm auf 66 Fischarten und 36 Arten von Wirbellosen untersucht hatten.


Es war Sigrid Lüber, die im Jahr 2004 das Thema Unterwasserlärm erstmals vor die Vereinten Nationen brachte. Nun sieht sie der Tagung in New York mit großen Erwartungen entgegen. „Die Sorge über die Auswirkungen von Unterwasserlärm haben die höchste politische Ebene erreicht. Die Tagung ist eine einmalige Chance, der Generalversammlung konkrete Maßnahmen vorzuschlagen. Die Zeit ist gekommen, die Lautstärke in unseren Ozeanen zu drosseln“, sagt Lüber.


Die 19. Tagung des Konsultationsprozesses zum Internationalen Seerecht (United Nations Open-ended Informal Consultative Process on Oceans and the Law of the Sea – ICP19) findet von 18. bis 22. Juni 2018 statt und widmet sich dem Thema „anthropogener Unterwasserlärm“. ExpertInnenen aus aller Welt kommen zusammen, um Wege zu finden, wie die schädlichen Folgen für die Tierwelt der Meere reglementiert und begrenzt werden können.


Das OceanCare-Team bei der Tagung besteht aus Präsidentin Sigrid Lüber, Co-Leiterin Internationale Zusammenarbeit Fabienne McLellan, sowie den Ocean-Policy-Experten Nicolas Entrup und Joanna Toole. Sigrid Lüber wird in einem Blog über ihre Erfahrungen und – hoffentlich! – Erfolge während der fünf Tage in New York berichten: oceancare/blog

 

Oceancare

Broschüre Oceancare "A Way Forward: Twelve Important Actions to Reduce Ocean Noise”

Oceancare Statement