Tiefseebergbau, Offshore-Ausbau und verfehlte Raumplanung erhöhen Druck auf die Meere

Der portugiesische Minister für maritime Angelegenheiten, Ricardo Serrão Santos, hat sich Berichten des Informationsdienstes Euractiv zufolge gegen den Tiefseebergbau ausgesprochen. Der Abbau von Mineralien, die in Autobatterien und anderen grünen Technologien verwendet werden, sollte solange in Europa nicht erlaubt werden, bis es genügend Wissen über dessen Umweltauswirkungen gibt. „Es wird mit Sicherheit keinen Meeresbodenbergbau ohne Verlust der Biodiversität geben“, sagte Santos laut Euractiv während einer Online-Veranstaltung am 25. Juni.

Im letzten Herbst hatte die EU-Kommission einen Aktionsplan zu kritischen Rohstoffen veröffentlicht, der 30 Stoffe enthält und verdeutlicht, wie die Europäische Union ihren Verbrauch an Lithium und weiteren bedenklichen Rohstoffen in den nächsten Jahren strategisch sichern und mittels einer „Rohstoffallianz“ ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen will.

Tiefseebergbau bedroht auch Moratorium

Zwar ist der Tiefseebergbau in internationalen Gewässern noch nicht erlaubt, doch zufolge einer Einschätzung des Deutschen Naturschutzringes steigt der Druck aus Industrie und verschiedenen Staaten. Beispielsweise hat der im Pazifik liegende Inselstaat Nauru den Präsidenten der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority - ISA) ersucht, möglichst schnell Regeln für den Abbau zu verabschieden. In den kommenden beiden Jahren will Nauru mit dem Abbau von Mineralien auf dem Meeresboden beginnen.

Die weltweite Nachfrage nach Kobalt, Kupfer, Nickel, Silber, Lithium und Seltenen Erden steigt nicht zuletzt auch durch den „grünen“ und digitalen Wandel. Umweltverbände warnen nun vor den ökologischen Auswirkungen und fordern eine vermehrte Rückgewinnung durch Recycling.

BirdLife: Maritime Raumplanung mit ökosystem-basiertem Ansatz

So fordert BirdLife die einheitliche Anwendung des ökosystemaren Ansatzes bei der Raumplanung. Schifffahrt, Fischerei, Sand-, Öl- und Gasförderung, Windparks und Meeresschutzgebiete konkurrieren auf einem begrenzten Raum, welcher durch Grenzen definiert ist, die nicht immer eingehalten werden, warnt BirdLife. Angesichts des begrenzten Raums, der Anzahl konkurrierender Aktivitäten und der Schwierigkeiten, das Geschehen auf See zu kontrollieren, werde es immer schwieriger, den Schutz der Natur auf See zu gewährleisten.

Dazu hatte die EU 2014 eine Richtlinie zur maritimen Raumplanung (MSP) verabschiedet und die Mitgliedstaaten aufgefordert, bis 2021 nationale Meeresraumpläne vorzulegen. Bei der Gestaltung ihrer Pläne auf See sollten die zuständigen Behörden einen „ökosystembasierten Ansatz“ anwenden. Dieser Ansatz soll zu einer nachhaltigen Entwicklung der Meeres- und Küstenwirtschaft beitragen und die nachhaltige Nutzung der Meeres- und Küstenressourcen sowie -lebensräumen sicherstellen. Allerdings variiere die genaue Anwendung zwischen den EU-Mitgliedstaaten „erheblich“, gibt BirdLife zu bedenken. Folglich hat der Verband ein Positionspapier vorgelegt, wie die MSP-Richtlinie unter Vermeidung von Schaden und der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Meere durchgeführt werden kann.

Seas At Risk: Keine rücksichtslose Offshore-Energieerzeugung

Auch die Meeresschutzorganisation Seas At Risk sieht die Praxis der Offshore-Energieerzeugung durchaus kritisch. Die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten müssten die Umweltgesetzgebung besser umsetzen, damit der in der EU-Offshore-Strategie für erneuerbare Energien groß angelegte Infrastrukturausbau nicht auf Kosten der marinen Biodiversität und der Gesundheit des Ökosystems geht, fordert Seas At Risk.

Die im Vorjahr vorgestellte EU-Offshore-Strategie enthält Pläne für einen erheblichen Anstieg von Wellen-, Gezeiten-, thermischen und anderen erneuerbaren Meeresenergien. Mit dem Positionspapier „Planning offshore renewable energy with nature in mind“ („Planung von erneuerbaren Offshore-Energien mit Rücksicht auf die Natur“) legt Seas At Risk Leitprinzipien für die Planung von erneuerbaren Offshore-Energien auf regionaler und nationaler Ebene fest, welche mit den wichtigsten EU-Zielen für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und den Naturschutz in Einklang gebracht werden sollen.

 

Euractiv: EU warned about environmental impact of deep seabed mining

BirdLife: How to apply the ecosystem-based approach in Marine Spatial Planning

Seas At Risk: Offshore renewable energy must develop alongside marine protection

Gemeinsame Pressemitteilung zum marinen Raumordnungsplan: Umweltverbände warnen vor Industrialisierung der Nord- und Ostsee

Pressemitteilung: Rat verabschiedet Schlussfolgerungen zu der von der EU geplanten Stärkung ihrer Rolle als Garant globaler maritimer Sicherheit

Schlussfolgerungen des Rates zur maritimen Sicherheit

Deutscher Naturschutzring